Die vielen Vorbereitungen, die Arbeit, der Schweiß – all das
hat sich nun ausgezahlt. Vom zweiten bis achten März 2013 durften wir unsere
Erfahrungen und unser Wissen mit den Schülern aus Lettland und Bulgarien
teilen, ohne natürlich zu vergessen, dass uns dieser Jugendaustausch auch eine
große Menge neuer Erfahrungen einbrachte. Der Worte ist genug gewechselt, lasst
uns endlich Taten sehen!
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Die Hinfahrt war eine Mischung aus Essen, Schlafen und mit dem Handy Spielen |
Nun denn, fangen wir in einer chronologischen Reihenfolge
an, also beim ersten Tag. Der erste Tag war wohl der am wenigsten
ereignisreiche von allen. Das heißt aber keineswegs, dass er langweilig war. Er
gestaltete sich bloß aus der Fahrt mit dem Zug nach Berlin, dem Flug von Berlin
nach Sofia und der „Reise“ von Sofia nach Plovdiv (Fun-Fact: In Bulgarien
spricht man es „Plowwdiww“), wobei man den letzten Abschnitt der Anreise zu
Recht als eigene „Reise“ bezeichnen kann. Im Vergleich mit der deutschen
Ordnung im öffentlichen Verkehr, wo pünktlich 200 Meter vor dem Erreichen des
Zielbahnhofs eine Durchsage ertönt, waren wir in Bulgarien auf uns allein
gestellt. Denn die Züge mit ihrer Kabinenunterteilung jagten uns im ersten und
zweiten Moment einen ziemlichen Schrecken ein – von außen und innen. Fast wäre
uns unsere Lehrerin Frau Franke verloren gegangen, als der Zug auf einmal
während der Fahrt stoppte. Ohne zwei freundliche Franzosen, die uns dann
mitteilten, dass es sich hierbei um keinen Bahnhof handelte, wären wir
vermutlich alle ausgestiegen, denn die Türen waren keineswegs automatisch,
sondern nur angeklappt, in manchen Waggons ganz offen. Dann, endlich, nach
ewigen Wartezeiten und Busfahrten in Sofia und der langen Zugfahrt kamen wir
gegen zwei Uhr nachts im Hotel SPS in Plovdiv an, begrüßt von einer der
Projektleiterinnen aus Bulgarien. Nach der Einweisung durften wir uns noch
einen kleinen Snack schnappen und uns dann todmüde in unseren wohlverdienten
Schlaf stürzen. Zugegebenermaßen hört sich dies jetzt schon nach einem großen
Abenteuer an, aber wie bereits gesagt: Das war nur der Anfang.
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Auf dem Berliner Flughafen |
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Plovdiv - zugegebenermaßen kein besonders ästhetischer Anblick |
Nach einer kurzen, aber verhältnismäßig erholsamen Nacht gab
es am Sonntagmorgen ein kleines Frühstück, dafür später aber ein umso
reichhaltigeres, aber gewöhnungsbedürftiges Mittagessen, bestehend aus drei
Gängen. Danach trafen wir zum ersten Mal die Jugendlichen aus den anderen
Ländern. Das erste, was wir offiziell bei dem Projekt machten, waren die
Ice-breaking Games, Spiele, die die Zurückhaltung etwas lockern sollten und uns
Schülern beim Kennenlernen etwas helfen sollten. Das letzte „eisbrechende“
Spiel war nur indirekt ein Spiel – denn die gemeinsame Willkommensparty in
einem großen Bowling-Center (das wiederrum in einer Shopping-Mall unweit des
Hotels gelegen war) konnte man nur ab dem Punkt als Spiel bezeichnen, als wir
gemeinsam die Bowlingbahnen unsicher machten. Davor gab es noch ein paar
leckere bulgarische Snacks.
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Eines der vielen Ice-breaking Games |
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Ein weiteres Ice-breaking Game! |
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Romy: "Ich bin die Schönste im ganzen Land!" |
Vom dritten bis sechsten Tag des Austauschs fand dann der
eigentliche Part des Austauschs statt. Zusammenfassend gab es unzählige weitere
Ice-breaking Games, die aber immer unterschiedliche Hintergründe hatten.
Beispielsweise gab es ein Spiel, dass uns dabei helfen sollte, sich die Namen
der anderen Jugendlichen einzuprägen. Auch gab es zahlreiche Gruppenarbeiten.
Sie bildeten für die meisten eine perfekte Mixtur aus Sinnhaftigkeit und Freude
an der Materie. Eine der Gruppenarbeiten über die Bewegungs- bzw. Reisefreiheit
in der EU befasste sich beispielsweise mit folgender Aufgabe: Man sollte ein
Programm ausarbeiten, mit dem man die Befürwortung und die Publikmachung der
Reisefreiheit fördern kann. Dieses Programm sollte aber auch in der
Wirklichkeit realisierbar sein, Ideen wie eine „automatische
Reisefreiheitsmaschine“ kamen also nicht zur Geltung. Aber wir sollten uns all
das natürlich nicht nur ausschließlich selbst erarbeiten. Die Schüler jedes
Landes bereiteten einen Film über die frühere Situation hinsichtlich der
Reisefreiheit in ihrem Land vor, ebenso wie wir. Die Filme der anderen Schüler
sahen wir also selbstverständlich auch. Die bulgarischen Projektteilnehmer
zeigten uns beispielsweise einen Film, in dem sie Passanten über die frühere
Unterdrückung in Bulgarien interviewten. Es ging also nicht nur um
Reisefreiheit, auch um Faschismus und erwähnte Unterdrückung. Auch sahen wir
Videos über Flashmobs und viele, viele Präsentationen, gehalten von
eingeladenen Gästen aus Bulgarien, wie beispielsweise einem Roma-Sprecher oder
einem Professor aus der Umgebung, der eine Präsentation über Menschenhandel
hielt. Die Highlights waren aber die Länderabende. An drei Abenden fanden zum
Tagesausklang der lettische, der deutsche und der bulgarische Abend statt, bei
denen die drei Parteien ihre Spezialitäten, ihre Städte, ihre Musik und ihre
Traditionen vorstellten. Am lettischen Abend drehten wir einen Harlem Shake („Tanz“,
wenn man ihn so nennen darf, bei dem jeder einfach irgendeine, möglichst
verrückte Bewegung durchführt) und zum deutschen Fliegerlied, welches wir an
unserem Abend vorstellten, wurde auch noch an den darauffolgenden Abend munter
und fröhlich getanzt. Doch natürlich hatten wir neben den Übungen,
Präsentationen und Gruppenarbeiten auch ein wenig Freizeit, auch wenn sich das „bisherige
Abenteuer“ nur bedingt trocken anhörte.
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Eine Aufgabe war, Fotos von vier bulgarischen Passanten zu schießen und sie nach ihren Berufen zu fragen. Wer errät, was diese jungen Männer (außer dieser Typ in der Mitte) so machen, erhält ein Sternchen |
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Gruppenarbeiten |
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Zu Besuch beim stellv. Bürgermeister von Plovdiv |
Die „eisbrechenden Spiele“ trugen scheinbar ihre Früchte,
denn als der letzte Tag anbrach, weinten schon nachts die ersten, verzweifelten
Jugendlichen. Nein, Spaß beiseite. Zunächst einmal muss erwähnt werden, dass
dieser Freitag nur der letzte Tag des gemeinsamen Beisammenseins war, die
Letten reisten am Abend um ca. 10 Uhr ab. Wir durften allerdings noch eine
Nacht im Hotel verbringen, ehe wir dann in die sonnige Heimat aufbrachen. Am
letzten Tag ging es ausschließlich um das Thema „Blog“. Lukas und ich hielten
eine Präsentation darüber, wie man den Blog am besten gestalten sollte, da wir
ja schon ein wenig Erfahrung in diesem Gebiet besaßen. (und es übrigens immer
noch tun!) Wir gaben den Letten, Bulgarien und unseren unerfahrenen
Landesgenossen eine kleine Einweisung in das Bloggen. Danach wurden dann die
Artikel für den internationalen Blog erstellt, jede Gruppe, bestehend aus
jeweils durchschnittlich fünf Leuten, war für einen Tag des Projektes
verantwortlich. Das Ergebnis seht ihr hier.
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Hier eine Präsentation der Ergebnisse einer Gruppenarbeit |
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Und hier zur Abwechselung mal eine Gruppenarbeit |
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Gruppenfoto gefällig? |
Das letzte, wahrscheinlich emotionalste Event der Woche war
die Abschiedsfete. Zusammen rockten wir zum Fliegerlied, zu Gangnam Style und
zu anderen Hits, die unser fleißiger „DJ Felix“ aussuchte. Danach war es dann
leider soweit. Wir verabschiedeten die Letten und die meisten Bulgarien, manche
hatten Tränen in den Augen, wenn ich mich nicht geirrt habe. Macklemore, dessen
Lieder wir übrigens auch am laufenden Band hörten, hatte dafür passende Worte: „And
we had a really, really, really good time“. Das dachten wohl alle von uns.
Nach einer einsamen Nacht ohne die unverständlichen Worte
der Letten und Bulgarien brachen wir gegen Mittag wieder in die wohlige Heimat
auf, mit gemischten Gefühlen. Wir hatten bereits befürchtet, im Gegensatz zu
den warmen 20° C in Plovdiv auf kältere Temperaturen in Deutschland zu treffen,
aber den Schnee und die -3°C hatten wir nun wirklich nicht erwartet. Ab Berlin
ging es dann individuell weiter nachhause.
Alles in allem war der Austausch ein voller Erfolg. Passend zu unserem Ziel, die Freiheiten der EU zu evaluieren, durften wir einige Erfolge vermerken, wie beispielsweise neue Erfahrungen bei der Zusammenarbeit mit Jugendlichen anderer Länger
unter Benutzung der englischen Sprache, Erkenntnisse bezüglich der
Reisefreiheit, vor allem hinsichtlich der Situation jener Reisefreiheit in anderen
Ländern. Natürlich dürfen wir auch feststellen, dass wir letztendlich auch neue
Kontakte geknüpft haben und eine besondere Station auf unserem Lebensstrahl
verzeichnen dürfen.
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Ein Gruppenfoto am letzten Abend mit Letten und Bulgaren |
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Ein "Auf Wiedersehen" und "Danke für's Lesen" auch von Rebecca und Jolina! |