Dienstag, 2. April 2013

Jugendaustausch Bulgarien 2013 - Liebes Reisetagebuch...


Die vielen Vorbereitungen, die Arbeit, der Schweiß – all das hat sich nun ausgezahlt. Vom zweiten bis achten März 2013 durften wir unsere Erfahrungen und unser Wissen mit den Schülern aus Lettland und Bulgarien teilen, ohne natürlich zu vergessen, dass uns dieser Jugendaustausch auch eine große Menge neuer Erfahrungen einbrachte. Der Worte ist genug gewechselt, lasst uns endlich Taten sehen!



Die Hinfahrt war eine Mischung aus Essen,
Schlafen und mit dem Handy Spielen
Nun denn, fangen wir in einer chronologischen Reihenfolge an, also beim ersten Tag. Der erste Tag war wohl der am wenigsten ereignisreiche von allen. Das heißt aber keineswegs, dass er langweilig war. Er gestaltete sich bloß aus der Fahrt mit dem Zug nach Berlin, dem Flug von Berlin nach Sofia und der „Reise“ von Sofia nach Plovdiv (Fun-Fact: In Bulgarien spricht man es „Plowwdiww“), wobei man den letzten Abschnitt der Anreise zu Recht als eigene „Reise“ bezeichnen kann. Im Vergleich mit der deutschen Ordnung im öffentlichen Verkehr, wo pünktlich 200 Meter vor dem Erreichen des Zielbahnhofs eine Durchsage ertönt, waren wir in Bulgarien auf uns allein gestellt. Denn die Züge mit ihrer Kabinenunterteilung jagten uns im ersten und zweiten Moment einen ziemlichen Schrecken ein – von außen und innen. Fast wäre uns unsere Lehrerin Frau Franke verloren gegangen, als der Zug auf einmal während der Fahrt stoppte. Ohne zwei freundliche Franzosen, die uns dann mitteilten, dass es sich hierbei um keinen Bahnhof handelte, wären wir vermutlich alle ausgestiegen, denn die Türen waren keineswegs automatisch, sondern nur angeklappt, in manchen Waggons ganz offen. Dann, endlich, nach ewigen Wartezeiten und Busfahrten in Sofia und der langen Zugfahrt kamen wir gegen zwei Uhr nachts im Hotel SPS in Plovdiv an, begrüßt von einer der Projektleiterinnen aus Bulgarien. Nach der Einweisung durften wir uns noch einen kleinen Snack schnappen und uns dann todmüde in unseren wohlverdienten Schlaf stürzen. Zugegebenermaßen hört sich dies jetzt schon nach einem großen Abenteuer an, aber wie bereits gesagt: Das war nur der Anfang.
Auf dem Berliner Flughafen



Plovdiv - zugegebenermaßen kein besonders
 ästhetischer Anblick
Nach einer kurzen, aber verhältnismäßig erholsamen Nacht gab es am Sonntagmorgen ein kleines Frühstück, dafür später aber ein umso reichhaltigeres, aber gewöhnungsbedürftiges Mittagessen, bestehend aus drei Gängen. Danach trafen wir zum ersten Mal die Jugendlichen aus den anderen Ländern. Das erste, was wir offiziell bei dem Projekt machten, waren die Ice-breaking Games, Spiele, die die Zurückhaltung etwas lockern sollten und uns Schülern beim Kennenlernen etwas helfen sollten. Das letzte „eisbrechende“ Spiel war nur indirekt ein Spiel – denn die gemeinsame Willkommensparty in einem großen Bowling-Center (das wiederrum in einer Shopping-Mall unweit des Hotels gelegen war) konnte man nur ab dem Punkt als Spiel bezeichnen, als wir gemeinsam die Bowlingbahnen unsicher machten. Davor gab es noch ein paar leckere bulgarische Snacks.


Eines der vielen Ice-breaking Games
Ein weiteres Ice-breaking Game!
Romy: "Ich bin die Schönste im ganzen Land!"
Vom dritten bis sechsten Tag des Austauschs fand dann der eigentliche Part des Austauschs statt. Zusammenfassend gab es unzählige weitere Ice-breaking Games, die aber immer unterschiedliche Hintergründe hatten. Beispielsweise gab es ein Spiel, dass uns dabei helfen sollte, sich die Namen der anderen Jugendlichen einzuprägen. Auch gab es zahlreiche Gruppenarbeiten. Sie bildeten für die meisten eine perfekte Mixtur aus Sinnhaftigkeit und Freude an der Materie. Eine der Gruppenarbeiten über die Bewegungs- bzw. Reisefreiheit in der EU befasste sich beispielsweise mit folgender Aufgabe: Man sollte ein Programm ausarbeiten, mit dem man die Befürwortung und die Publikmachung der Reisefreiheit fördern kann. Dieses Programm sollte aber auch in der Wirklichkeit realisierbar sein, Ideen wie eine „automatische Reisefreiheitsmaschine“ kamen also nicht zur Geltung. Aber wir sollten uns all das natürlich nicht nur ausschließlich selbst erarbeiten. Die Schüler jedes Landes bereiteten einen Film über die frühere Situation hinsichtlich der Reisefreiheit in ihrem Land vor, ebenso wie wir. Die Filme der anderen Schüler sahen wir also selbstverständlich auch. Die bulgarischen Projektteilnehmer zeigten uns beispielsweise einen Film, in dem sie Passanten über die frühere Unterdrückung in Bulgarien interviewten. Es ging also nicht nur um Reisefreiheit, auch um Faschismus und erwähnte Unterdrückung. Auch sahen wir Videos über Flashmobs und viele, viele Präsentationen, gehalten von eingeladenen Gästen aus Bulgarien, wie beispielsweise einem Roma-Sprecher oder einem Professor aus der Umgebung, der eine Präsentation über Menschenhandel hielt. Die Highlights waren aber die Länderabende. An drei Abenden fanden zum Tagesausklang der lettische, der deutsche und der bulgarische Abend statt, bei denen die drei Parteien ihre Spezialitäten, ihre Städte, ihre Musik und ihre Traditionen vorstellten. Am lettischen Abend drehten wir einen Harlem Shake („Tanz“, wenn man ihn so nennen darf, bei dem jeder einfach irgendeine, möglichst verrückte Bewegung durchführt) und zum deutschen Fliegerlied, welches wir an unserem Abend vorstellten, wurde auch noch an den darauffolgenden Abend munter und fröhlich getanzt. Doch natürlich hatten wir neben den Übungen, Präsentationen und Gruppenarbeiten auch ein wenig Freizeit, auch wenn sich das „bisherige Abenteuer“ nur bedingt trocken anhörte.
Eine Aufgabe war, Fotos von vier bulgarischen Passanten zu schießen
und sie nach ihren Berufen zu fragen. Wer errät, was diese jungen Männer
 (außer dieser Typ in der Mitte) so machen, erhält ein Sternchen
Gruppenarbeiten




Zu Besuch beim stellv. Bürgermeister von Plovdiv


Die „eisbrechenden Spiele“ trugen scheinbar ihre Früchte, denn als der letzte Tag anbrach, weinten schon nachts die ersten, verzweifelten Jugendlichen. Nein, Spaß beiseite. Zunächst einmal muss erwähnt werden, dass dieser Freitag nur der letzte Tag des gemeinsamen Beisammenseins war, die Letten reisten am Abend um ca. 10 Uhr ab. Wir durften allerdings noch eine Nacht im Hotel verbringen, ehe wir dann in die sonnige Heimat aufbrachen. Am letzten Tag ging es ausschließlich um das Thema „Blog“. Lukas und ich hielten eine Präsentation darüber, wie man den Blog am besten gestalten sollte, da wir ja schon ein wenig Erfahrung in diesem Gebiet besaßen. (und es übrigens immer noch tun!) Wir gaben den Letten, Bulgarien und unseren unerfahrenen Landesgenossen eine kleine Einweisung in das Bloggen. Danach wurden dann die Artikel für den internationalen Blog erstellt, jede Gruppe, bestehend aus jeweils durchschnittlich fünf Leuten, war für einen Tag des Projektes verantwortlich. Das Ergebnis seht ihr hier.
Hier eine Präsentation der Ergebnisse einer Gruppenarbeit

Und hier zur Abwechselung mal eine Gruppenarbeit

Gruppenfoto gefällig?
Das letzte, wahrscheinlich emotionalste Event der Woche war die Abschiedsfete. Zusammen rockten wir zum Fliegerlied, zu Gangnam Style und zu anderen Hits, die unser fleißiger „DJ Felix“ aussuchte. Danach war es dann leider soweit. Wir verabschiedeten die Letten und die meisten Bulgarien, manche hatten Tränen in den Augen, wenn ich mich nicht geirrt habe. Macklemore, dessen Lieder wir übrigens auch am laufenden Band hörten, hatte dafür passende Worte: „And we had a really, really, really good time“. Das dachten wohl alle von uns.


Nach einer einsamen Nacht ohne die unverständlichen Worte der Letten und Bulgarien brachen wir gegen Mittag wieder in die wohlige Heimat auf, mit gemischten Gefühlen. Wir hatten bereits befürchtet, im Gegensatz zu den warmen 20° C in Plovdiv auf kältere Temperaturen in Deutschland zu treffen, aber den Schnee und die -3°C hatten wir nun wirklich nicht erwartet. Ab Berlin ging es dann individuell weiter nachhause.

Alles in allem war der Austausch ein voller Erfolg. Passend zu unserem Ziel, die Freiheiten der EU zu evaluieren,  durften wir einige Erfolge vermerken, wie beispielsweise neue Erfahrungen bei der Zusammenarbeit mit Jugendlichen anderer Länger unter Benutzung der englischen Sprache, Erkenntnisse bezüglich der Reisefreiheit, vor allem hinsichtlich der Situation jener Reisefreiheit in anderen Ländern. Natürlich dürfen wir auch feststellen, dass wir letztendlich auch neue Kontakte geknüpft haben und eine besondere Station auf unserem Lebensstrahl verzeichnen dürfen.
Ein Gruppenfoto am letzten Abend mit Letten und Bulgaren


Ein "Auf Wiedersehen" und "Danke für's Lesen" auch von Rebecca und Jolina!

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